Weingenuss am Tisch des Weines, © Angelika Stehle/Stadt Ingelheim© Angelika Stehle/Stadt Ingelheim

Als Kaiser Karl der Große vor mehr als 1.200 Jahren die ersten Burgunderreben nach Ingelheim brachte, ahnte er wohl nicht, dass er damit den Grundstein der Ingelheimer Weingeschichte legte. Seiner Begeisterung für die dunkelroten Trauben, den günstigen klimatischen Bedingungen sowie der guten Bodenbeschaffenheit haben wir es zu verdanken, dass Ingelheimer Winzer bis heute den Anbau von roten Rebsorten mit großer Leidenschaft betreiben.

Auf den rund 640 Hektar Rebfläche überwiegen zwar auch in Ingelheim die weißen Sorten, doch für rheinhessische Verhältnisse sind mit fast 50 Prozent überpropotional viel Fläche mit roten Reben bestockt. Als Weinbaugemeinde mit dem höchsten Rotweinanteil in Rheinland-Pfalz trägt Ingelheim den Beinamen "Rotweinstadt" völlig zu Recht. Davor rangierte vor der Flutkatastrophe lediglich das Weinanbaugebiet Ahr.

Fruchtig und facettenreich, mitunter kapriziös und für Winzer sowie Weinliebhaber schwer zu bändigen - das ist der Spätburgunder. Zusammen mit dem Frühburgunder macht er in Ingelheim 21 Prozent der roten Rebsorten aus. Hohe Ansprüche an gute Lagen mit warmen, tiefgründigen Böden - bevorzugt Kalkböden - machen seinen Anbau nicht einfach. Wer aber einmal den vollmundigen Geschmack eines Ingelheimer Spätburgunders gekostet hat, weiß, warum er die Vorzeigesorte heimischer Winzer ist.

Aufmerksamkeit sollten Weingenießer aber auch dem Ingelheimer Frühburgunder schenken. Die natürliche Mutation des Spätburgunders, die sonst nur in der Pfalz und an der Ahr so gut gedeiht, drohte in den 1960er Jahren fast vollständig aus der deutschen Weinlandschaft zu verschwinden. Es ist dem Engagement des Weinguts Julius Wasem und dessen Arbeit als Erhaltungszüchter maßgeblich zu verdanken, dass sich die Resorte wieder etablierte. Heute ist der Frühburgunder aufgrund der hier angebauten Menge zu einem regionalen Alleinstellungsmerkmal für Ingelheim geworden.

Ingelheim und Rotwein - Winzer und Weinkenner sind sich einig, dass die Ingelheimer Lagen prädestiniert sind für den Anbau exzellenter Rotweine. Doch selbstverständlich spielt auch das Können der Winzer eine entscheidende Rolle. Wie vielerorts vollzieht sich auch in den Ingelheimern Weingütern allmählich ein Generationenwechsel.

Traditionelles Fachwissen, von Generation zu Generation weitergegeben, wird ergänzt durch innovative Ideen und internationales Know-How. Australien, Neuseeland  oder Italien - es gibt kaum einen Ingelheimer Jungwinzer, der nicht schon einmal Auslandsluft in anderen renommierten Weinanbaugebieten geschnuppert hat und seine Erfahrungen mit in die Heimat brachte. Die Kombination macht sich bezahlt, denn Jahr für Jahr werden Ingelheimer Weingüter mit angesehenen Auszeichnungen prämiert. Gekürt werden natürlich nicht nur Rotweine, aber ihre Stellung ist nach wie vor herausragebend.

Und noch ein weiterer Trend geht nicht an Ingelheim vorbei: der nachhaltige Weinanbau. So stellen in den nächsten Jahren immer mehr der Ingelheimer Weingüter auf Biowein um. Wein als Naturprodukt ist bei Weinkunden ein wichtiges Thema, weiß auch die Ingelheimer Vinothek. Als Schaufenster des Ingelheimer Weines bekommt man hier den besten Überblick über die heimische Weinlandschaft.