An die einstige Bedeutung der Mainzer Straße als wichtige Verkehrsverbindung erinnern frühere Poststationen und stattliche ehemalige Gasthäuser.
Ehemaliges Gasthaus „Zur Alten Post“ (Mainzer Straße 67)
Der inzwischen stark modernisierte Barockbau wurde 1720 errichtet. Mit Räumen für Reisende, Unterstand für Pferde und Wagen war das Anwesen bis 1831 Poststation. Ab 1704 führte der Pfälzische Postwagenkurs von Düsseldorf nach Heidelberg dreimal in der Woche durch Nieder-Ingelheim. Ein reitender Posten, der zwischen Mainz und Bingen verkehrte, beförderte Briefpost und leichte Pakete.
Unter französischer Herrschaft betrieben die Postmeister einen privaten Fahrdienst. An den damaligen Posthalter Ludwig Glöckle und seine Gemahlin Wilhelmine erinnern die verschlungenen Initialen LWG im klassizistischen Haustürblatt. Links über der Tür wurde das Ehewappen der Familie Lopes de Villanova, die Zehntherren zu Ober-Ingelheim waren, verbaut. Es zeigt den Turm des Hauses Villanova und zwei gegeneinander aufrechtstehende Löwen derer von Aptenzell. Ursprünglich befand es sich auf dem Grabmal der Amalia Dorothea Christina Lopes de Villanova, geb. von Aptenzell, das 1792/93 von französischen Revolutionären zerstört wurde.
Nach dem Tod ihres Mannes 1813 führte Wilhelmine Glöckle die Poststation weiter. Als Goethe 1814 die Kaiserpfalz-Ruinen besuchte, kehrte er hier ein und erwähnte später in seinem Bericht die Wirtin Frau Glöckle, mit der er angeregt geplaudert habe.
Ehemaliges Gasthaus „Zum goldenen Hirsch“ (Mainzer Straße 60)
Schräg gegenüber ist ein spätbarockes, ehemals dreiflügeliges Anwesen mit Mansardwalmdach aus dem 18. Jahrhundert erhalten, das an der Stelle eines bereits 1670 genannten Vorgängerbaus errichtet wurde. Bis 1920 beherbergte es das Gasthaus „Zum goldenen Hirsch“. Danach nahm hier das Lichtspielhaus „Gloria“ den Betrieb auf. Im Jahre 1930 erfolgte der Umbau zu einem Tonfilm-Theater. Das Kino bestand bis in die 1950er Jahre.

