Ingelheim ist als Rotweinstadt bekannt. Dennoch überwiegen - wenn auch nur knapp - weiße Rebsorten. Ihren Namen trägt sie trotzdem zu Recht, denn in Ingelheim wird Rotweinkultur gelebt!, © Angelika Stehle/IKuM GmbH© Angelika Stehle/IKuM GmbH

Herrliche Weitblicke über die Landschaft und das Beste, was Ingelheim an Highlights zu bieten hat: die Ingelheimer Auslese ist einer von zehn Rundwanderwegen. Sie erfordert etwas Kondition, belohnt aber jede Steigung mit grandiosem Panorama.

Mächtig und stolz türmen sich die alten Stadtmauern von Ober-Ingelheim gen Himmel. Die Morgensonne taucht die Sandsteine der wehrhaften Szenerie in einen goldenen Glanz. Die Burgkiche, Ausgangspunkt unserer Wanderung, ragt hinter den Mauern hervor. Wir erspähen am Horizont den Bismarckturm. Vorfreude steigt in uns auf, denn er ist einer der markansten Punkte der Wanderung Ingelheimer Auslese. 12,4 Kilomer liegen vor uns - mit Weinbergen und Obstbäumen, herrlichen Weitblicken und kulinarischen Genüssen.

Wir laufen am Stadtrand von Ober-Ingelheim entlang, vorbei am Uffhubtor und dem Alten Elektrizitätswerk. Ein kleines gelbes Schild mit Buch-Symbol und der Aufschrift "Ingelheimer Auslese" führt uns Richtung Mainzer Berg. Der Begriff Auslese entstammt dem Weinbau. Für eine Auslese picken die Winzer von Hand die besten Träubchen heraus. Auslese ist ein Prädikat, eine Auszeichnung - genau wie diese Route! Sie bietet dem Wanderer das Beste von Ingelheim.

Der Weg geleitet uns auf halber Höhe am Mainzer Berg entlang durch ein üppiges Rebenmeer, immer wieder flankiert von kleinen Weibergmauern. Wir schauen neugierig hinein in die Rebzeilen und entdecken Unterschiede bei der Reberziehung. Viele Winzer entblättern die Traubenzone. So kann der Wind die einzelnen Beeren bei Regen oder Nebel schnell wieder trocknen und sie bleiben gesund.

 

Es ist Hochsommer in den Ingelheimer Weinbergen. Schmetterlinge fliegen vorbei. An trockenen Gräsern schlafen weiß-schwarz gebänderte Schnecken. Noch sind die Trauben nicht reif, doch in wenigen Wochen wird das Laub gelbrot leuchten und die Trauben werden schwer und süß am Stock hängen.

Wir laufen inmitten der Weinberge und kommen mit jedem Schritt dem Ingelheimer Stadtteil Großwinternheim näher. Imposant ragt der Selztaldom über den Dächern hervor. Eigentlich ist er kein Dom, aber die Einheimischen haben der markanten evangelischen Kirche mit dem achteckigen Turm diesen Spitznamen gegeben Der Blick auf Großwinternheim, das Selztal und den gegenüberliegenden Westerberg zieht uns in seinen Bann. Kein Wunder, dass parallel zu unserer Wanderroute auch ein Teil des Panoramaweges verläuft - eine nicht allzu anstregende Tour rund um den malerischen Ortsteil.

An hübschen Fachwerkhäusern und versteckten Winzerhöfen vorbei, laufen wir weiter in den alten Dorfkern hinein. Die Großwinternheimer sind stolz auf ihre Geschichte, denn an einigen Häusern hängen Tafeln mit Schwarzweißfotografien aus vergangenen Zeiten. Alltagszenen eines Winzerdorfes, die das beschwerliche, aber auch fröhliche Leben von damals zeigen.

Direkt neben einer historischen Kelter erfrischen wir unsere Hände im kalten Wasser des Dorfbrunnens. Gegenüber steht ein elegantes Gebäude mit Treppenturm. Es ist ein Relikt aus Zeiten, als Großwinternheim das Quartier bedeutender und vermögender Adelsgeschlechter war. In dem herrschaftlichen Renaissancebau residierten vor allem Ritter von Obentraut, die im 16. und 17 Jahrhundert als Schultheißen und Schöffen die Geschicke Großwinternheims bestimmten. Ihre eindrucksvollen Gutshöfe sind teilweise bis heute erhalten.

Unser Weg führt uns weiter hinab an die Selz. Kurz bevor wir die dicht bewachsenen Ufer erreichen, kommen wir an dem ehemaligen Bahnhof der Selztalbahn vorbei, von den Einwohnern liebevoll "Zuckerlottchen" genannt. Früher wurden hier im Herbst vornehmlich Zuckerrüben Richtung Rheinhafen transportiert - daher der Name-, aber auch Personen fuhren regelmäßig mit der Selztalbahn. Heute beherbergt der ehemalige Bahnhof eine Ferienwohnung. Seine Trasse ist ein beliebter Rad- und Wanderweg.

Schon vom Mainzer Berg aus hatten wir das rote-weiße Anwesen stets im Blick, jetzt liegt es vor uns. Auf einer alten Pflasterstraße laufen wir vorbei an Pferdekoppeln, Scheunen und Strohballen. Dann betreten wir das Gelände von Schloss Westerhaus. Im 16. Jahrhundert von Adeligen erbaut, erwarb es die Familie von Opel um 1900 als Landsitz. Heute wird es von Gräfin und Graf von Schönburg in vierter Generation als Weingut geführt.

Wir freuen uns auf unsere erste richtige Pause und suchen uns ein schattiges Plätzchen vor dem Schloss. Die Aussicht von hier oben ist atemberaubend. Bei einem Gläschen Wein blicken wir zufrieden auf den ersten Teil unserer Wanderstrecke zurück. Halbzeit!

Ausgeruht machen wir uns weiter auf den Weg. Vorbei am Gestüt Westerberg offenbart sich uns nun eine völlig neue Landschaft. Weite Getreideflächen, schattige Waldabschnitte und weitläufige Pferdekoppeln lösen das Weinbergpanorama ab.

Auf dem Plateau des Westerberges verlaufen mehrere Rundwanderwege, unter ihnen auch der rheinhessische Prädikatswanderweg Hiwweltour Westerberg. Er ist einer von zwei Hiwweltouren, die über Ingelheimer Gebiet führen und zusammen mit der Hiwweltour Bismarckturm Wanderfreunde von nah und fern nach Ingelheim locken. Das Wort Hiwwel bedeutet in rheinhessicher Mundart Hügel und ist charakteristisch für die sanft gewellte Landschaft.

Fast gradlinig und ohne Steigung verläuft nun unser Weg bis zum Bismarckturm. Der 31 Meter hohe und massiv gebaute Koloss aus Kalkstein ist unser nächstes Ziel. Der Rheinhessiche Bismarck-Verein ließ ihn als Zeichen patriotischer Gesinnung für den ersten deutschen Reichskanzler erbauen. Steigt man die 111 Stufen zur Plattform hinauf, genießt man einen herrlichen Blick über Ingelheim und das Rheintal.

Für uns geht es nun wieder bergab. Ein romantischer Hohlweg führt den Hang hinunter. Links und rechts wachsen Robinien und spenden wohltuenden Schatten. Hohlwege sind eine Besonderheit. Rheinhessen bietet eine einmalige Vielfalt davon. Diese unbefestigten, meist steilen Wege entstanden im Laufe der Jahrhunderte im Lössboden. Starke Regenfälle haben sie ausgewaschen. Fuhrwerk, Vieh und Menschen taten ihr Übriges. Die Wege, die sich tief in die weiche Erde gruben, sind heute ein Refugium für seltene Tierarten, wie Wildbienen oder Blindschleichen.

Unten angekommen sind es nur noch wenige Hundert Meter bis Ober-Ingelheim. Wir durchschreiten das Ohrenbrücker Tor und passieren Kloster Engelthal, ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster - heute ein schmuckes Weingut mit Restaurant. Rebenumrankte Winzerhöfe schmiegen sich in den Altstadtgassen eng aneinander und verschiedene Restaurants laden dazu ein, die Wanderung bei einem Glas Wein und kulinarischen Köstlichkeiten ausklingen zu lassen. Es ist ein schöner letzter Abschnitt einer vielseitigen Wanderung.

Gerne kommen wir wieder für einen der anderen neun Ingelheimer Wanderwege - im Frühjahr zur Apfel- und Kirschblüte oder bereits im Herbst, wenn sich die Weinberge bunt färben.

Infos zur oben beschriebenen Wanderroute

Ingelheimer Auslese
Das Beste von allem: Natur, Kulturlandschaft, Geschichte, Weitblicke und kulinarische Genüsse. Die Auslese von Ingelheim läßt sich auf dieser Tour erwandern.
Start/Ziel: Ausgangspunkt ist die Burgkirche in Ober-Ingelheim
Gehzeit: 4 Stunden
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 12,4  km
Anstieg: 261 m

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Kontaktinformationen:

Tourist-Information im Winzerkeller

Binger Straße 16

55218 Ingelheim am Rhein

Tel: (0049) 6132 710 009 200
E-Mail: touristinformation(at)ikum-ingelheim.de
Internet: www.ingelheim-erleben.de

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